Sprache im Alltag lernen - Schüleraustausch an der GSS

Rückblicke auf den Schüleraustausch mit Wroclaw

Zur Zeit läuft die Bewerbung für den Schüleraustausch mit der polnischen Schule in Wroclaw. Zu diesem Anlass bieten wir einen Rückblick auf den letzten Schüleraustausch im April 2018. SchülerInnen berichten über ihre Erlebnisse

Am Montag, den 16. April 2018, traf sich eine sehr nette Gruppe am Tübinger Hauptbahnhof, um die Reise nach Polen anzutreten. Planmäßig wollten wir ungefähr 12 Stunden mit der Bahn unterwegs sein. Über Stuttgart, Frankfurt, Dresden und Leipzig näherten wir uns untypischerweise ohne fatale Verspätung der Grenze. Es war Nacht geworden, als wir dann schließlich gegen 21.30 in Wroclaw einfuhren. Die Anspannung stieg bei jeder und jedem. Am Bahnhof fanden sich nach kurzer Unsicherheit die Austauschpaare und es ging ab in die Familien. Der Austausch begann also stressfrei, unkompliziert und definitiv sehr schön.  (Theresa)

Dienstag, 17.4.

Am ersten Morgen in Wrocław gingen wir mit unseren AustauschparterInnen um 8:00 Uhr in die Schule und bekamen dort auch alle zusammen eine Einführung in die Schule, Polen/Wrocław und alle lernten sich ein wenig besser kennen. Mit einigen Bewegungs- und Sprachspielen war es leichter als gedacht und schon am ersten Tag wuchs unsere internationale Gruppe zusammen. Bei der anschließenden Führung durch die Schule waren wir Deutschen von dem unglaublich modernen, neuen Gebäude fasziniert.

Später gelangten alle 16 Schülerinnen und Schüler mit den Lehrerinnen mit der Straßenbahn in die Innenstadt. Vor der Stadtführung gab es zum Mittagessen tolle polnische Dumplings, dann ging es los. Die vielfältige Stadt bekamen wir über drei Stunden lang vorgestellt: der Marktplatz, die Kirchen und die historisch bedeutenden Orten -interessant war es schon, aber auch ausführlich genug.

Abends, nach der Besichtigung von Wrocław sind alle SchülerInnen noch zusammen bowling gegangen. Somit war schon der erste Tag des Austausches unheimlich schnell vergangen.  (Elli und Lauri)

Mittwoch, 18.4. - Jüdischer Friedhof / Kunstmuseum

Am Mittwochmorgen trafen wir uns in der Schule um 8 Uhr, um am Unterricht teilzunehmen. Der Großteil unserer Gruppe war im Englischunterricht, wo wir uns mit den polnischen Mitschülern und ihrer Lehrerin über die Unterschiede von Deutschland und Polen unterhalten haben. Danach gingen wir direkt von der Schule zum jüdischen Friedhof, welcher praktischerweise direkt gegenüber von der Schule lag. Dort hatten wir eine Führung über den Friedhof, wo wir viele interessante Fakten zum Friedhof und zu den Personen die hier begraben wurden, bekamen. Das Interessanteste für mich war, dass der Friedhof im Krieg nicht zerstört worden ist, da die sowjetischen Soldaten wussten, dass hier der Begründer der ADAV (spätere SPD), Ferdinand Lassalle, begraben war und somit diese Ruhestätte in Frieden ließen.

Nach unserem Friedhofsbesuch fuhren wir mit der Straßenbahn in die Stadt und hatten dort Freizeit. Danach fuhren wir weiter zum Museum für Moderne Kunst, welches sich direkt neben der Jahrhunderthalle in Breslau befindet. In dem Museum hatte sich ein Großteil der Kunst mit der Verarbeitung der Künstler mit dem Holocaust beschäftigt. Nachdem wir dann alles gesehen hatten, waren wir Deutschen noch mit den Austauschpartnern im Japanischen Garten und ließen den Tag noch ausklingen. (Jannes und Max W.)

Donnerstag, 19.4.

Heute waren wir in Auschwitz und haben das Konzentrationslager Auschwitz gesehen .Dieser Tag war für mich persönlich etwas ganz Besonderes, da ich schon viel über diesen grausamen Ort und die Taten, die dort begangen wurden, gehört hatte, aber ich mir nie wirklich vorstellen konnte, welches Ausmaß an Brutalität und Grausamkeit dort vor sich gegangen war . Auch wenn unsere Gruppe allgemein sehr fröhlich drauf war und eigentlich immer gelacht wurde, war die Atmosphäre an diesem Ort anders und niemand redete oder lachte gar. Ich kann nur für mich sprechen: Mir wurde während des Rundganges durch das Lager Stück für Stück klarer, wie viele Menschen dort ums Leben kamen und auch wie grausam sie gestorben waren. Ein Bild, das mir wahrscheinlich nie wieder aus dem Kopf gehen wird, war ein Berg aus Haaren der Frauen, die in Auschwitz getötet wurden und welcher drei Meter hoch, drei Meter breit und 20 Meter lang war. Aber auch sonst habe ich noch viel über den Besuch in Auschwitz nachgedacht und finde fast, jeder Schüler sollte diesen Ort gesehen haben, da im Schulunterricht die Dimension dieser grausamen Taten nicht richtig klar wird.  (Max)

Freitag, 20.04.

Am Freitag, dem letzten Tag, sind wir morgens die erste Stunde in den Deutschunterricht gegangen. Die Deutschlehrerin der polnischen Schüler hat die Situation genutzt und ihren Schülern gesagt, dass sie sich uns vorstellen sollen. Das war ziemlich interessant, weil man auch viel über z.B. die politische Denkweise der jüngeren Generationen gelernt hat. Auch wenn keiner von uns der gleichen politischen Meinung war.

Nach dem Unterricht haben wir angefangen den Film „Wir sind Juden aus Breslau" zu schauen, der sehr interessant, aber auch traurig war. Anschließend haben wir das „Hydropolis" (Wassermuseum) besucht, das auch sehr toll war, aber vielleicht für etwas jüngere Schüler/innen gedacht ist.

Gegen 16.00 Uhr haben wir uns aufgeteilt, eine Gruppe hat Lasertag (=Paintball ohne Kugeln) gespielt und die andere Gruppe war in einem „Escape Room". Das Lasertag war am Tag nach Auschwitz nicht die optimale Aktivität, aber trotz allem war es bis dahin ein toller Tag. Nachdem wir uns im Einkaufszentrum des Wroclaw-Skytower wieder alle getroffen haben, sind wir mit dem Aufzug auf den 212m hohen Aussichtsturm gefahren und haben uns den sehr schönen Sonnenuntergang angeschaut. Den restlichen Abend saßen wir in einem Park auf einem Hügel und haben Musik gehört, geredet und den letzten Abend des Austausches genossen. Es war insgesamt ein sehr schöner letzter Tag.  (Linus und Jarno)

Samstag, 21.4.

Bei strahlendem Sonnenschein mussten wir uns unter einigen wenigen Tränen von unseren lieb gewonnenen polnischen Austauschschüler*innen verabschieden. Die Rückreise verlief erneut unkompliziert, aber diesmal wesentlich kürzer, da wir das Flugzeug von Wroclaw nach Frankfurt nahmen. In Tübingen angekommen begrüßte uns das warme Wetter wohlherzig und der Austausch endete an einem entspannten Samstagnachmittag.  (Theresa)