Verbrechen im Namen der Wissenschaft - Exkursion der 9.3

Am Montag, den 24. April besucht die 9.3 die Ausstellung "Entgrenzte Anatomie" und wandert, geführt von den Jugendguides, zu Orten der NS-Geschichte. Am Ende des Vormittags macht die Klasse noch einen Abstecher ins Rathaus, um die Galerie der zum Teil schief gehängten Bürgermeisterporträts zu betrachten.

Die 9.3 im Rathaus in der Galerie der Bürgermeisterporträts

„Nur weil er eine Beziehung zu einer Deutschen hatte, wurde der junge Pole hingerichtet?- Wie grausam!“ Das Schicksal des 18-jährigen Franciszek Gacek berührt viele Schülerinnen und Schüler. Und dass sein Körper dann auch noch als wissenschaftliches Anschauungsmaterial benutzt wurde, schockiert sie zusätzlich. Der Besuch der Ausstellung in der Anatomie ist emotional herausfordernd. Zwar sind viele der Objekte hinter Milchglas und nur schemenhaft erkennbar, jedoch sind die Schicksale der NS-Opfer, deren Körper für medizinische Forschung und Lehre verwendet wurden, ergreifend.

Für die Jugendlichen ist es auch kaum nachzuvollziehen, dass es bis Anfang der 1990er Jahre dauerte, bis die Universität die menschlichen Präparate dieser Menschen aus ihrer Sammlung entfernt hat und auf dem Gräberfeld X beerdigen ließ.

Eine ganz andere Ausstellung erwartet die 9.3 im Tübinger Rathaus. Hier erfahren sie, warum einige Porträts der ehemaligen Bürgermeister, wie zum Beispiel von Adolf Scheef oder Ernst Weinmann, schief aufgehängt wurden. Sie unterstützten das NS-Regime und waren im Fall von Weinmann sogar an Kriegsverbrechen beteiligt. 

Auf ihrer Exkursion stehen auch der Synagogenplatz, das ehemalige ‚Haus der Jugend‘ (heute Jugendherberge), die Stolpersteine in der Uhlandstraße und die ehemalige Gestapo-Zentrale in der Münzgasse auf dem Programm.